04. März – 05. April 2021 Donnerstag – Sonntag 14 – 17 Uhr Finissage am Ostermontag
Als Besucher dieser Ausstellung braucht es den anderen Blick – nicht linear, an den Wänden entlang von Bild zu Bild wandernd, sondern umkreisend, den Blick hebend und senkend, mal ganz aus der Nähe, mal mit Weitblick, ganz in Ruhe sich Zeit nehmend bis die Arbeiten ihre Wirkung entfalten oder sich ihr Sinn erschließt.
Einseitiges Denken, lineares Vorwärtsschreiten, Wachstum und Leistung um jeden Preis, ein „Mehr" auf allen Ebenen – all das hat uns zu diesem Lockdown gebracht: verordneter Stillstand, Innenschau, alternative Kommunikationsformen finden, neue Wege entdecken, weil wir diese (weibliche) Seite so lange vernachlässigt und abgewertet haben. Es ist an der Zeit auszuatmen, zu entspannen, zu genießen, zu spielen, zu träumen, geschehen zu lassen, wahrzunehmen, alles, was ist, zu respektieren. Dorthin lenken diese Arbeiten unseren Blick. Sie führen uns in vielen Facetten zu einer Fülle an Erfahrungen und Erlebbarem – jenseits von „höher, weiter, schneller, mehr“ dorthin, wo Frauen von Natur aus eher zu Hause sind: zu Care, Balance, Verbindung, Respekt, Träumen, Sein.
Es geht unter anderem (Zitate aus den Vorstellungen der Künstlerinnen) um den Respekt vor „der Kraft der Natur und des Lebens“, um „die Auseinandersetzung mit Emotionen“, um „das Sinn-freie“ in der Kunst, darum „neue Wege zu wagen“, um den „Mensch in all seinen Facetten“, um „einen faszinierenden, facettenreichen, farbenfrohen und erotischen Blick auf augenzwinkernde Menschlichkeit“, um die „existentiellen Grundfragen des Lebens“, es werden „Installationen zu einer (neuen) Welt zusammengefügt“, „in der Erde verwurzelt“.
1998 erhielt die „Initiative Villa Jauss e.V.“ von dem Oberstdorfer Bürger Hugo J. Tauscher eine hervorragende Grafiksammlung. Im Sommer 2020 wurden Blätter von Kokoschka, Kollwitz, Picasso, Dali, Beuys und vielen anderen Künstlern des 20. Jahrhunderts wieder gezeigt – neu geordnet: Im Erdgeschoss Männer , im 1. Stock Frauen und Paare.
Es erschlossen sich ganz neue Aspekte auf die Stiftung und auch auf den Sammler mit Themen wie Selbstportrait, Hilfsbedürftigkeit, Machtstreben, Verfremdung, weiblicher Körper oder Spuren des Lebens.
Im Dachgeschoss der Villa waren Grafiken und Figuren zum Thema „Mensch und Musik“ zu sehen.
Die Skulpturen und grafischen Blätter des 90-jährigen Allgäuer Künstlers Peter Zeiler gehen tief, loten die psychischen Dimensionen des Menschen aus. Oft stehen sie in starkem Kontrast zu den fast gefällig anmutenden Arbeiten der Stiftung; denn die Handschrift Zeilers ist nicht weich und geschmeidig, sondern eher kantig, bizarr und grob. Sie orientiert sich am erfüllten und erlebten Innenleben des Künstlers. Schmerz und Freude, Geburt und Tod, Freude und Verzweiflung sind seine Themen.
Es würde uns freuen, wenn Sie uns hier rückmelden, ob Ihnen unser virtueller Rundgang gefallen hat.
Die Villa Jauss verfügt über eine wunderbare Sammlung von Grafiken des 20. Jahrhunderts, gestiftet vom Oberstdorfer Hugo Tauscher. Diese Sammlung ist nicht als ständige Ausstellung zu sehen, sondern ausgewählte Werke der Stiftung ergänzen immer wieder unsere Ausstellungen oder werden mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten präsentiert - u.a. 2018 in der Ausstellung ZEITGENÖSSISCHE KUNST IM DIALOG mit Künstlern des BBK Schwaben-Süd, bei der auch zum ersten Mal der KUNSTPREIS VILLA JAUSS vergeben wurde. Preisträger Peter Zeiler aus Irsee. 2019 "Sammlung Tauscher auf Reisen": ausgewählte Original-Radierungen und Lithographien von Günter Grass in der Galerie "Art Sommerlicht" von Lucie Sommer-Leix in Sonthofen sowie zuletzt im Sommer 2020 "Mit Blick auf den Menschen" - Peter Zeiler & die Stiftung Hugo J. Tauscher in der Villa Jauss., die Sie jetzt hier als Online-Ausstellung sehen können.