baustelleheimat.02: Zukunft der heimatlichen Baukultur und Ortsgestaltung
Montag, 24. Februar 2014, 19 Uhr Initiative Villa Jauss und Architekturforum Allgäu
Fortsetzung der Veranstaltungsreihe "baustelleheimat"
Workshop mit Diskussion mit Oberstdorfer Architekten, dem renommierten Architekten Bernhard Landbrecht (München), bekannt von der Jurysitzung zum Evangelischen Gemeindehaus, Bezirksheimatpfleger Dr. Peter Fassl und Bürgermeister Laurent Mies.
Moderation: Architektin Angelika Blanz-Düsterfeld (Bad Hindelang)
Pressemeldung zum Workshop:
Die Gestaltungssatzung in Oberstdorf gehört reformiert!
Dieses Ergebnis steht unter dem Strich einer Diskussionsrunde in der Villa Jauss, zu der die Initiative Villa Jauss und das Architekturforum Allgäu eingeladen hatten.
Eingeladen waren alle politisch Verantwortlichen der Gemeinde, die mit dem Thema befasst sind, also Herr Bürgermeister Laurent Mies, alle Mitglieder des Gemeinderates sowie interessierte Oberstdorfer Bürgerinnen und Bürger und Architekten.
Um der Sache von vornherein eine gewisse Perspektive von außen zu geben, nahmen auch Experten wie der renommierte Architekt Bernhard Landbrecht (Schriftleitung des „Bauberaters“ des Bayrischen Landesvereins für Heimatpflege) und der Bezirksheimatpfleger Dr. Peter Fassl teil.
Moderiert wurde die Veranstaltung von der Hindelanger Architektin Angelika Blanz-Düsterfeld.
Klaus Noichl als örtlicher Architekt stellte zunächst Ortbilder vor: Aufnahmen von gelungener traditioneller und moderner Architektur in Oberstdorf. Das verblüffende Ergebnis dieser Moment-Aufnahme war, dass besonders gelungen und harmonisch wirkende Bauten, gerade auch historische Häuser in Gerstruben, nach der geltenden Satzung nicht genehmigungsfähig wären.
Die gewisse Bestürzung, die sich darauf einstellte, mündete dann sehr schnell in eine äußerst fruchtbare Diskussion.
Dr. Peter Fassl zeigte in seinem Referat die Vielfältigkeit der historischen Architektur Oberstdorfs, wies im folgenden auf die Zeitgebundenheit von Satzungen hin und empfahl solche Satzungen in Rhythmus von 5 bis 10 Jahren immer zu überarbeiten.
Bernhard Landbrecht befürwortete grundsätzlich die Regelung von Baugestaltung über Satzungen. Hier müsse aber der ganz konkrete Standort gesehen werden. Auch sei der städtisch geprägte Raum von ländlichen Bereichen klar zu unterscheiden. Die geltenden Festlegungen der Dachneigungen von 18 bis 26 Grad sind seiner Ansicht nach kontraproduktiv, da sie einen Dachausbau und Zerstückelung mit Gauben und Kehrgiebeln zur Folge haben. Das traditionell flache Allgäuer Satteldach verschwindet immer mehr statt gefördert zu werden.
Die momentan von der Oberstdorfer Verwaltung geübte rechtspositivistische Praxis ist nicht zielführend für eine bessere Ortsgestaltung – darüber war sich die Runde mehrheitlich einig.
Dass kleinteiligste Regelungen wie Dachneigungen Symmetrie und Dachüberstände bei Bauvorhaben ohne Ansehen der tatsächlichen Gestaltqualität und Einfügung penibelst eingefordert werden, muss ein Ende haben. Hier sollte immer das gesamte gestalterische Ergebnis im Sinne der Präambel der Satzung im Vordergrund stehen. Dort heißt es, alle Baumaßnahmen "sollen ein Ortsbild traditioneller, alpenländischer Prägung ergeben". Es geht also nicht um die Einhaltung von zum Teil sinnentleerten Einzelparagraphen. Gute Gestalt entsteht nicht daraus, dass eine Liste von Paragraphen eingehalten wird.
Aus dem Publikum kam der Wunsch, dass für eine Reform der Satzung alle Kreise beteiligt werden, die betroffen und fachkundig sind, also vor allem auch die Architekten.
Die Arbeit sollte bald begonnen werden. Die Initiative Villa Jauss und das Architekturforum würden das Projekt gerne begleiten.