Bergwelten - fotografiert und kettengesägt
17. März 2012 bis 06. Mai 2012, Öffnungszeiten Do bis So 15 bis 18 Uhr
Ausstellungseröffnung:
Freitag 16. März 2012, 19 Uhr
musikalisch bereichert durch historische Stücke auf der Scherrzither, gespielt von Michael Vogler
Seit 135 Jahren haben die FotoPioniere der Familie Heimhuber in vier Generationen Ereignisse im Allgäu festgehalten, Landschaften und Ortsansichten dokumentiert sowie Menschen porträtiert. Ihre Fotografien erzählen die Geschichte des Allgäus als Verschmelzung von perfekten Augenblicken, subjektiven Blickwinkeln und künstlerischer Brillanz - Dokumentation und Kunstwerk zugleich. Das Kunsthaus Villa Jauss zeigt faszinierende Einblicke in einen "Schatz", der gerade im Projekt "Visuelles Gedächtnis Allgäu" gehoben, gesichtet und bewahrt wird.
Eine ganz andere Art, Gesehenes und Erlebtes umzusetzen in Form, die Entwicklung von Kultur und Landschaften festzuhalten und mit verstecktem Witz zu beleuchten, zeigt Michael Vogler in seinen Reliefskulpturen. Auch hier Bergwelten, die Blickwinkel kritisch mit innovativen Techniken modernster Bildhauerkunst in Szene gesetzt. Das Ergebnis: fesselnde Installationen, Phantasielandschaften, Berg- und Schluchtenwelten mit extremer Tiefenwirkung, mal mystisch und geheimnisvoll, mal bedrohlich und anklagend oder einfach verblüffend.
Die Ausstellung im Kunsthaus Villa Jauss präsentiert kunstvolle Bergwelten historisch-vertraut und ganz modern voller Tiefblick. Lassen Sie sich von dieser Symbiose begeistern!
Fotografie lebt von der Magie des entscheidenden Augenblicks und interpretiert die Wirklichkeit durch die Wahl des perfekten Moments. Es entsteht ein wortloser Dialog, Geschichten werden erzählt, der Zeitgeist wird festgehalten. So wird jedes Motiv auch zu einem historischen Dokument.
Die Familien Heimhuber haben mehr als ein Jahrhundert Zeitgeschichte "geschrieben", auch für Oberstdorf. Sei es die erste Skitour auf das Nebelhorn 1901 oder die Eröffnung der Nebelhornbahn 1930: Heimhuber war dabei. Fast 100 Jahre (1883-1975) führte die Familie am Marktplatz ihre Filiale.
Aber es war vor allem die Landschaftsfotografie, die über vier Generationen eine große Leidenschaft im Hause Heimhuber bleiben sollte. Bereits der Gründer Josef Heimhuber ging von Anfang an oft zum Fotografieren in die Berge und viele der Aufnahmen entstanden unter extremen Bedingungen.
Die große Leidenschaft seiner Söhne Fritz sen. und Eugen galt der Fotografie und dem Alpinismus. Aus ihrer Hand stammen viele der über 300.000 Bilder, die nun als wiederentdeckter Schatz im Rahmen eines Projekts des Landkreises Oberallgäu gesichtet, restauriert und archiviert werden (u.a. gefördert vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) im Rahmen des LEADER-Programms).
Die Ausstellung zeigt Teile aus diesem Schatz - historische Fotografien aus Oberstdorf und seinen Bergen.
Diese Fotografien lassen erahnen, welche Faszination sie damals auf die Menschen ausgeübt haben. Heute sind wir durch die Medien fast schon zu sehr an die zweidimensionale Sichtweise gewöhnt. Wichtig sind deshalb Impulsgeber, die uns anleiten, unsere Fähigkeit des räumlichen Sehens nicht zu verlieren.
Michael Vogler weist uns mit seinen Reliefskulpturen und Installationen den Weg zur Wirkungskraft von Objekten im Raum.
Licht und Schatten, Enge und Tiefe, gewölbt und gekrümmt - er nimmt auf, was uns umgibt und gestaltet sein Werk mit ganz eigenen Techniken. Bevorzugtes Arbeitsmaterial Holz, aber auch Bronzeskulpturen, gefertigt nach Kettensägeskulpturen oder Wachsmodellen.
Bekanntgeworden ist der Immenstädter Bildhauer durch seine riesigen, farbigen Kettensäge-Reliefskulpturen, in denen er u.a. das Verhältnis von Mensch und Landschaft kritisch beleuchtet. Michael Vogler war auf vielen Gruppen- und Einzelausstellungen vertreten, ist mehrfach ausgezeichnet und hat viele öffentliche Räume und Sakralbauten mit seinen Arbeiten bereichert (z.B. Holzskulptur im Landratsamt Oberallgäu, Rupert-Mayer-Denkmal in der Seelenkapelle in Oberstdorf, Bronzeskulptur im Museum in Fischen). Aus der Jurybegründung zum Kunstpreis 2004 in Kempten: "Die Jury sieht deutliche Parallelen zur Qualität der aktuellen, figurativen Bildhauerkunst in Deutschland, etwa eines Stephan Balkenhol."
Inzwischen hat der Künstler neue Techniken entwickelt - erste Werke waren 2010 in Irsee und 2011 auf der Südlichen in Sonthofen und der Festwochenausstellung in Kempten zu sehen. Dabei werden entweder Kettensägesplitter zu einer Reliefinstallation zusammengefügt oder ein einziger Block bearbeitet, reduziert: "Mit der Kettensäge durchbreche ich spaltenartig dicke Bohlen so lange, bis skelettartige Berg- und Schluchtenwelten ihre maximale Tiefe entfalten" (M. Vogler).
Skulpturen entstehen in einem intensiven Schaffensprozess, brauchen Zeit - der perfekte Moment liefert möglicherweise die Idee.
Extra für die aktuelle Ausstellung entwickelt Michael Vogler aus dem perfekten Moment eines historischen Heimhuber-Foto seine eigene Bergwelt als moderne Skulpturinstallation. Wir dürfen gespannt sein!
Biographisches: Michael Vogler
1962 geboren in Immenstadt
1977-1981 Ausbildung zum Bildhauer, Fachschule für Holz und Steinbildhauerei,
Elbigenalb/ Tirol bei Prof. Moroder
1982 Studien und Mitarbeit bei akad. Bildhauer Hans Frank, Burghausen
1983-1985 selbständige künstlerische Tätigkeit
1985-1988 Ausbildung im Möbelbau und -design in Verbindung mit bildhauerischenElementen, Berufschule Immenstadt
1989 Europäische Akademie der bildenden Kunst in Trier bei dem akad.Bildhauer und Dozenten Pierre Weber, Frankreich
seit 1990 selbständige künstlerische Tätigkeit
Mitglied im BBK Schwaben Süd, Mitglied im internationalen Syrlin Kunstverein Stuttgart
Gruppenausstellung: Internationales Bildhauersymposium 2005 bei Kunstgiesserei Strassacker
Schwäbische Künstler in Irsee 2010, ARTIK 2008 Landkreis Günzburg,
Kemptener Kunstausstellung der Festwoche, Ostallgäuer Kunstausstellung,
Pfrontener Kunstausstellung, Schwäbisches Bauernhofmuseum,
die Südliche Immenstadt- Sonthofen- Oberstdorf, Museum Mindelheim,
Kult-Kunst Günzburg- Krumbach
Einzelausstellungen: BR Bayrisches Fernsehen 2010, Internationale Kunstmesse Stuttgart-
Syrlin Kunstverein 2010, Galerie Reimus Essen, Forum Allgäu Kempten (Künstlerwoche), Fenepark Kempten (Kulturwoche mit Bayrischem Rundfunk), Kulturzeit Fischen, Eisstadion Oberstdorf, Immenstadt.
Auszeichnungen: 2004 Alfred-Oberpaur-Kunstpreis der Stadt Kempten, 55. Kunstausstellung
2007 Publikumspreis der Stadt Kempten, 58. Kunstausstellung
Arbeiten im öffentlichen Raum: Ankauf der Stadt Kempten, Festwochenkunstausstellung 2011
Landratsamt Oberallgäu, Holzskulptur ,280 cm
Oberstdorf, P. Rupert Mayer Denkmal, 230 cm (Seelenkapelle)
Landratsamt Oberallgäu, WM-Skulptur „Nordic Dream „ für Nordische Ski-WM 2005
Stadt Sonthofen,Bronzeskulptur,
Museum Fischen, Bronzeskulptur
Schönstatt Prophetenraum, raumgreifende Gestaltung
Altstädten, Seniorenheim St. Josef, Holzskulptur 220 cm
Durach/Feuerschw., Kapelle Altarraumgestaltung
Chur/ Schweiz, Bischöfl. Palais, Holzskulptur 200cm
Passau, Kloster Neustift, Holzskulptur
Fotopionier-Familie Heimhuber:
1876 Josef Heimhuber (1853-1923) kommt ins Allgäu und richtet 1877 in Sonthofen das erste Fotoatelier im Allgäu ein
1883 Eröffnung der Filiale am Marktplatz in Oberstdorf (bis 1975), 1887 in Immenstadt
Anfang der 1880er Jahre: erste Hochgebirgsaufnahmen
1882 gründet der spätere königlich- bayerische "Hof-Photograph" einen Ansichtskartenverlag, in den 1920er Jahren kommt ein Fotogeschäft hinzu
Seine Söhne Fritz (1877-1963) sen. und Eugen (1878-1966) führen in den folgenden Jahrzehnten den Betrieb weiter. Doch nicht nur der Fotografie gilt ihre Leidenschaft, sondern auch dem Alpinismus:
Sie waren beide begeisterte Kletterer und Skipioniere, gründeten gemeinsam in Sonthofen die erste Skifabrikation, eröffneten das erste Spezialgeschäft für Skilauf und gaben ab 1910 Skikurse. Fritz sen., sehr gesellig und Mitglied in mehreren Vereinen, war ein "Mächler" und beschäftigte sich schwerpunktmäßig mit der Skifabrik. Der stets auffallend elegant gekleidete Eugen widmete sich der Fotografie und verbrachte jedes Jahr zwei Wochen Urlaub auf der Rappenseehütte um zu fotografieren.
1938 Eröffnung des ersten Color-Labors im Allgäu
1948 tritt Fritz Heimhuber jun. (1912-1986) als Gesellschafter in die Firma seines Vaters und Onkels ein .
Heute wird der Familienbetrieb in 4. Generation von Eugen Heimhuber und seiner Frau Claudia geführt.
Über mehr als 130 Jahre hinweg hielten die Fotografen Heimhuber das Oberallgäu und seine Umgebung auf Daguerreotypien, Metall-, Glasplatten und Celluloid fest. Kaum ein kulturelles, öffentliches oder gesellschaftliches Ereignis, kaum eine Gebirgs-, Landschafts- oder Ortsansicht, die sie nicht im Kasten hatten - jedes Motiv ein historisches Dokument!
2011/2012 Projekt "Visuelles Gedächtnis Allgäu": der Schatz der Fotografen Heimhuber als wichtiges Dokument Allgäuer Zeitgeschichte wird gesichtet, für die Nachwelt erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Gefördert wird diese Projekt des Landkreises Oberallgäu u.a. vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) im Rahmen des LEADER-Programms.
Links:
- www.bildhauervogler.de
- www.fotohaus-heimhuber.de
> Plakat: HEIMHUBER - Die FotoPioniere im Allgäu