Wege zur Moderne: IV Odilon Redon
Obwohl Odilon Redon (1840-1916) wegen seiner revolutionären Originalität zu den wichtigsten Wegbereitern und Visionären der Moderne zählt, ist sein Werk in Deutschland relativ unbekannt. Parallel zum Impressionismus entwickelte er, beeinflusst in den frühen Jahren von Delacroix und Coret, seine ihm eigene symbolgeprägte Bildsprache. Redon beginnt das menschliche Unterbewußtsein und das Fantastische darzustellen. Es gleicht einer Reise zu den Grenzen, die das Bewusste vom Unbewussten trennen. Dies geschieht bis ca. 1894 vornehmlich in Druckgrafiken und Kohlezeichnungen, die er "Noirs" nennt. Er schafft aus seinem Inneren heraus Bildwelten, in denen er weitgehend naturwissenschaftliche Entdeckungen und philosophische Erkenntnisse verarbeitet. Heute wirken seine fantastischen Bilderfindungen mehr als modern, da er nahezu porphetisch die Verunsicherungen der Menschen durch den verlust an wirtschaftlicher, religiöser und gesellschaftlicher Einbindung darstellt. Gerade in der heutigen, digital und global geprägten Zeit haben seine Aussagen nichts an Aktualität eingebüßt.
(John P. Kohl)